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20 Jahre ist es her……

Noch Zeit zum Schwung holen

Existenzgründerin Sandra Hofmann eröffnete Forstbüro in Ortrand

ORTRAND. Ihren Lehrvertrag bei einer Versicherung in Münster hatte Sandra Hofmann bereits in der Tasche. Der berufliche Werdegang schien vorgezeichnet. Heute füllt die 25-Jährige keine Policen aus, sondern stapft mit ihrem Höhenmessgerät über der Schulter durch die Wälder. Die diplomierte Forstwirtin hat sich mit einem Forstbüro in Ortrand selbständig gemacht.

„Das Wagnis ist schon da. Aber es kommt im Leben mitunter anders, als vorausgeplant“, lächelt die zierliche Jung-Unternehmerin in ihrem Büro mit ausgestopftem Erpel, Fuchs und Hasen. Die Geschichte nahm ihren Lauf, als sie sich trotz unterschriebenen Lehrvertrages auf der Internetseite der TU Dresden durchklickte. Im Fachgebiet Forstwirtschaft blieb sie hängen. Sie ließ die Lehre sausen und bewarb sich. Die Enttäuschung kam, als sie sich zum Studiumende über ein Dreivierteljahr ergebnislos bewarb. Als Holzeinkäuferin, Försterin im Privatwald und sogar als Berufsjägerin in Österreich.

„Es kamen immer nur Absagen. Ich war am Boden.“ Mit den Selbstzweifeln wuchs die Überzeugung, es aus eigener Kraft zu meistern. Sandra Hofmann setzte sich nach sechsjährigem Studium wieder auf die Schulbank. Belegte ein Existenzgründerseminar und ließ sich vom Lotsendienst der Industrie- und Handelskammer beraten. Parallel baute sie mit Hilfe ihrer Eltern ein kleines Büro auf dem Grundstück aus.

Am 1. Mai war es dann so weit. Mit der Forstberatung und -betreuung macht sich die Absolventin aus Tharandt selbstständig. Ihr Geschäftsfeld ist breit gefächert. In erster Linie will sie private Waldbesitzer beraten. Bei der Holzernte und beim -verkauf. Das Aushalten, Aufmessen und die buchmäßige Holzaufnahme nach Sorten sind ihr Metier. Sie zeichnet die Bäume aus, damit der private Waldbesitzer weiß, welche Stämme er als Feuerholz verwenden kann. „Allerdings“, so räumt sie ein, „muss sich meine Dienstleistung noch herumsprechen“. Die privaten Waldbesitzer seien oft noch zögerlich, weil sie befürchten auf zusätzlichen Kosten sitzen zu bleiben. „Es kann nur besser werden“, bleibt die Jung-Unternehmerin optimistisch. Nach der ersten Informationsveranstaltung im Eiscafé Schielinski gab es bereits Nachfragen. Der Holzeinschlag beginnt am 1. Oktober. „Bis dahin habe ich noch etwas Zeit zum Schwung holen“, macht sie sich Mut. Schwierig sei es vor allem deshalb, weil sie oft das Gefühl hat, als junge Frau nicht ernst genommen zu werden. Aber Sandra Hofmann kann sich durchbeißen. Wie auf dem Fußballfeld. Als Stürmerin schnürt sie für die Sportgemeinschaft Kroppen die Töppen. Sie bleibt am Ball, auch beruflich. Zur Buchführung und zum Thema Wildschäden hat sie spezielle Seminare belegt, um sich einzufuchsen, wie sie sagt.

Ob sie den Sprung in die Selbstständigkeit bereut- keine Sekunde. Sie ist partout kein Büromensch, deshalb zieht es sie mit Höhenmessgerät, Kluppe und Zuwachsbohrer so oft wie möglich in die Wälder rund um Ortrand. Dabei hat sie schon ein neues Betätigungsfeld aufgespürt: Es gibt so viele Leute, die Feuerholz brauchen, aber keinen Wald besitzen. Viele Waldbesitzer wären hingegen froh, wenn sie die Pflege ihres Anwesens „vom Hals“ hätten. „Ich werde versuchen, beide Seiten zueinander zu Bringen“, ist Sandra Hofmann zuversichtlich.

Ansonsten würde sich die Existenzgründerin mit den beiden aufgeweckten Chinchillas in ihrem Forstbüro freuen, wenn ihr Telefon (035755/50459) etwas öfter klingeln würde.

VON ANDREA BUDICH (LR August 2025)

….. und jetzt……

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